Carnuntum
Carnuntum, die Hauptstadt der römischen Provinz (Ober-) Pannonien, lag etwa 40 Kilometer östlich von Wien unmittelbar am Südufer der Donau im Gemeindegebiet von Petronell-Carnuntum und Bad Deutsch-Altenburg (Niederösterreich). Carnuntum liegt an der Stelle, an der bereits in der Antike die Bernsteinstraße die Donau überquerte.
In den antiken Schriftquellen wird Carnuntum zum ersten Mal in Zusammenhang mit Ereignissen des Jahres 6 n. Chr. genannt. Damals errichtete während der Regierungszeit von Kaiser Augustus (27 v. Chr.–14 n. Chr.) ein römisches Heer unter dem Kommando von Tiberius hier ein Winterlager, um den germanischen Stammesverband der Markomannen zu bekämpfen, der nördlich der Donau im Bereich des heutigen Böhmen und Mähren siedelte. Der Ort dieses augusteischen Lagers ist nicht geklärt.
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Die ältesten nachweisbaren römischen Siedlungsspuren in Carnuntum datieren in die Zeit von etwa 40/50 n. Chr., als die Legio XV Apollinaris an die Donau verlegt wurde und in Carnuntum ihr Standlager errichtete. Um das Legionslager entwickelte sich in der Folge eine ausgedehnte Lagerstadt (canabae legionis). Etwa 1,2 Kilometer südwestlich des Lagers wurde vermutlich im ausgehenden 1. Jahrhundert n. Chr. ein weiteres Militärlager für eine 500 Mann starke Reitereinheit angelegt.
Im Laufe des 2. Jahrhunderts vergrößerte sich Carnuntum kontinuierlich. Auch die Wirren der Markomannenkriege in den 60er- und 70er-Jahren hatten für die gedeihliche Entwicklung der Siedlung keine nachhaltigen Auswirkungen.
Etwa in der Mitte des 3. Jahrhunderts, in der Regierungszeit von Gallienus (253–268), erhob das pannonische Heer Regalianus zum Kaiser, der kurz danach aber von den eigenen Truppen ermordet wurde. Der Großteil der bekannten Münzen des Regalianus und seiner Frau Sulpicia Dryantilla wurden in Carnuntum gefunden. Im Jahre 308 fand unter Leitung des bereits zurückgetretenen Diokletian (284–305) eine bedeutende Kaiserkonferenz in Carnuntum statt, bei der die Machtverhältnisse im Römischen Reich neu geregelt werden konnten.
In der Mitte des 4. Jahrhunderts dürfte Carnuntum von einer schweren Erdbebenkatastrophe betroffen worden sein, die große Zerstörungen hervorrief. Anlässlich des Aufenthalts von Kaiser Valentinian I. (364–375) in Carnuntum beschreibt der römische Schriftsteller Ammianus Marcellinus die einst blühende Provinzhauptstadt als verfallenes und schmutziges Nest (Amm. 30, 5, 1–2). In den letzten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts lassen sich allerdings sowohl in der Zivilstadt als auch in dem – jetzt nicht mehr ausschließlich militärisch genutzten – Legionslager noch eine Reihe von Bauvorhaben nachweisen. Zu dieser Zeit waren jedoch große Teile des einstigen Siedlungsareals bereits unbewohnt und wurden als Friedhof genutzt. Um die Mitte des 4. Jahrhunderts oder bald danach wurde das so genannte Heidentor errichtet, ein in suburbaner Lage im Südwesten Carnuntums gelegenes Bogenmonument.
Antike Siedlungsspuren lassen sich noch bis in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts nachweisen. Sie lassen sich besonders gut im Inneren des einstigen Legionslagers nachweisen, wohin sich wohl der Großteil der Zivilbevölkerung zurückgezogen hatte.
Der Großraum Carnuntum blieb zwar in der Völkerwanderungszeit weiter besiedelt, das Legionslager, das in der Spätantike den Siedlungskern Carnuntums gebildet hatte, verödete aber ab der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts zusehends und wurde schließlich ganz aufgegeben. Weder aus der Langobardenzeit noch aus der Zeit der Awarenherrschaft liegt Fundmaterial aus dem Lagerinneren vor.
Der Siedlungsschwerpunkt verlagerte sich aber um die Mitte des 11. Jahrhunderts weiter ostwärts nach Hainburg an der Donau.
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Das Legionslager
Zusammen mit dem Auxiliarlager von Arrabona (Győr) zählte das von der 15. Legion errichtete Legionslager in Carnuntum zu den ältesten bekannten militärischen Anlagen am pannonischen Limes. Beide Lager markierten jeweils den Endpunkt von wichtigen Straßenverbindungen, die sich im Inneren der Provinz, in Claudia Savaria, der ältesten Kolonie Pannoniens, trafen und weiter über die Bernsteinstraße nach Poetovio und von dort nach Italien führten.
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Im Gegensatz zu den meisten anderen Legionsstandorten am Rhein- und Donaulimes handelt es sich bei dem etwa in der Mitte zwischen Bad Deutsch-Altenburg und Petronell gelegenen Carnuntiner Lager um ein vollkommen unverbautes Geländedenkmal. Nicht nur das Legionslager, sondern weite Teile des antiken Siedlungsareals werden heute landwirtschaftlich genutzt und bieten hervorragende Möglichkeiten für großflächige archäologische Prospektionsvorhaben, wie geophysikalische Messungen und insbesondere auch luftbildarchäologische Untersuchungen. Führt man Grabungs- und Prospektionsergebnisse zusammen, erhält man mittlerweile einen sehr detaillierten Gesamtplan vom Carnuntiner Legionslager und den canabae legionis. Der unregelmäßige Grundriss des Lagers hebt sich mit den umlaufenden Vertiefungen der Befestigungsgräben deutlich als Plateau von seiner Umgebung ab. Die exponierte Nordfront des Lagers ist bereits zur Donau hin abgerutscht.
Bei den zwischen 1877 und 1914 durchgeführten Grabungen konnte ein Großteil des ursprünglich knapp 18 Hektar großen Legionslagers freigelegt werden, sodass zumindest der Aufbau des Standlagers der seit trajanischer Zeit hier stationierten 14. Legion rekonstruiert werden kann. Zu großen Teilen ergraben wurden die Kasernen, die Zentralgebäude (principia/Stabsgebäude und praetorium/Unterkunft des Legionslegaten), das Valetudinarium (Lagerlazarett), drei der sechs Tribunenhäuser (Offiziersunterkünfte) sowie drei größere Wirtschaftsgebäude in der östlichen Lagerhälfte.
Die letzten Ausgrabungen im Legionslager wurden zwischen 1968 und 1977 von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Kooperation mit dem Österreichischen Archäologischen Institut durchgeführt.
Die aktuellen Grabungen, die einen Querschnitt durch die gesamte Geschichte der Siedlung bieten, konzentrieren sich auf ein Wohnviertel und eine weitere Thermenanlage im Südostbereich der Zivilstadt.
Diese im so genannten Spaziergarten des Petroneller Schlosses gelegenen römischen Gebäude bilden heute den Kern des Archäologischen Parks Carnuntum.
Das Museum mit den Funden aus Carnuntum befindet sich in Bad Deutsch-Altenburg. Es wurde als „Schatzhaus“ von Friedrich Ohmann im Stil einer römischen Villa erbaut und im Jahre 1904 von Kaiser Franz Josef I. eröffnet.
Quelle und mehr Information zu Carnuntum: Wikipedia
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